Zunächst einmal das Wichtigste vorab: Wir hatten einen wirklich schönen Urlaub und auch in Corona-Zeiten lässt sich eine Flusskreuzfahrt wirklich gut und sicher absolvieren. Das steht und fällt jedoch damit, dass sich alle an die Regeln halten.
Die angelaufenen Destinationen haben uns sehr gut gefallen und waren allesamt Neuland für uns. Alle Ziele haben ihre Berechtigung und sind sehenswert. Besonders interessant fand ich schon alleine die Fahrtstrecke über verschiedene Flüsse und Kanäle mit ihren jeweiligen Besonderheiten wie z.B. Schleusen und Brücken, die für die Durchfahrt „weichen“ mussten.
Die Alternative Middelburg statt Antwerpen war von A-ROSA sehr gut gewählt worden – ein wirklich schönes Städtchen mit Flair. Leider hat A-ROSA den Alternativhafen nicht vor der Reise kommuniziert, sodass man sich hätte darauf vorbereiten können. Allerdings handelt es sich bei Middelburg auch um ein Ziel, welches man auch spontan erkunden kann. Dass wir nicht nach Antwerpen fahren werden war mir bereits vorab bekannt, doch dass es nach Middelburg geht wurde dann an Bord im Rahmen der Sicherheitsunterweisung kommuniziert. Dass aber auch die Zeiten für Gent und Nijmegen angepasst wurden, wurde nicht erwähnt. Das könnte man nur an einem kleinen Zettel namens „Fahrplanänderung“, der in der Nähe des Ausflugsschalters angebracht war, nachlesen. Hier sind wir auch bereits bei einer großen Schwachstelle von A-ROSA, die meiner Meinung nach sehr offensichtlich ist: Kommunikation. Wie bereits erwähnt wurde vorab nicht kommuniziert, dass wir statt nach Antwerpen nach Middelburg fahren werden. Dass wir nicht nach Antwerpen fahren wusste ich auch nur auf Nachfrage. Sonst könnte man bis zum Beginn der Reise davon ausgehen, dass man dort hin fährt. Natürlich ist es absolut zu begrüßen, dass man kein Ziel in einem Corona-Risikogebiet angesteuert, da es andernfalls zu entsprechenden Nachteile für Passagiere und Crew kommt. Doch nicht nur dort zeigt sich das Manko mit der Kommunikation.
Bereits zu Beginn der Reise wurde seitens des Kapitäns auch einfach entschieden, dass man nach dem Check-In das Schiff nicht mehr verlassen darf, damit man pünktlich abfahren kann. Der Grundgedanke dahinter ist verständlich, jedoch ist es auch hier wieder die Nicht-Kommunikation vorab, die störend ist. Bis zur geplanten Abfahrt waren es noch 90 Minuten Zeit und da darf man das Schiff nicht mehr für 15 Minuten verlassen und noch ein paar Fotos zu machen ist schon merkwürdig.
Über die Verspätung in Hoorn und in Nijmegen wurde entsprechend informiert. Hierbei handelte es sich um Auswirkungen durch den niedrigen Wasserstand und Warten an Schleusen. Mit so etwas ist auf dem Fluss immer zu rechnen und ist nichts Ungewöhnliches.
Das von A-ROSA gewählte Konzept in Zeiten von Corona kann ich in einigen Punkten nachvollziehen, in anderen jedoch nicht. Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in den öffentlichen Innenbereichen zum bis Erreichen einen Sitzplatzes ist mittlerweile keine Besonderheit mehr und es handelt sich um eine notwendige Maßnahme, die für mich absolut kein Problem oder eine Belastung darstellt. Zum Großteil haben sich die Passagiere auch an die Regeln gehalten. Oftmals waren es die gleichen Personen, die zufällig gerade in dem Moment in denen man ihnen begegnet die Maske „vergessen“ haben.
Die Regelungen bezüglich der Mahlzeiten kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Zum Abendessen wird man in zwei Sitzungen eingeteilt, was absolut in Ordnung und sinnvoll ist, beim Frühstück und Mittagessen gibt es keine Sitzungen und es herrscht freie Platzwahl.
Im Film zum Bordleben in Corona-Zeiten wird explizit darauf hingewiesen, dass man viel Wert darauf legt, dass man beim Abendessen im Laufe der Reise nur mit einer weiteren Kabine in Kontakt kommt. Das sei essentieller Bestandteil des Hygienekonzepts. Beim Frühstück und Mittagessen hingegen ist es sogar vorgesehen, dass man mit anderen Passagieren in Kontakt kommt und die Mahlzeiten einnimmt. Lediglich ein Papier zur Kontaktverfolgung ist auszufüllen. Somit kommt man zwangsläufig mit vielen weiteren Personen in engen Kontakt. Warum man dann explizit darauf Wert legt, dass man beim Abendessen immer mit den gleichen Personen isst, kann ich nicht nachvollziehen. Paradox finde ich auch, dass zwischendurch Tische wegen Einhaltung der Abstände frei gelassen werden, jedoch statt diese Tische zu besetzen, dann Personen aus anderen Kabinen direkt mit einem am Tisch sitzen. Besonders angespannt war die Situation meistens beim Frühstück. Dafür wurde das Restaurant, der Cafe´-Bereich und die Weinwirtschaft genutzt und die Kapazität hat nicht ausgereicht. Auf Grund der Bedienung am Platz war an einem regulären „4er-Platz“ nicht genug Platz für 4 Personen. Zwei Aufschnittteller, Teller mit Eierspeisen, Weck-Gläser, Saftgläser, Butter, Marmelade etc. – da wird es sehr schnell sehr eng.
Die Qualität der Frühstückswaren ist nicht besonders hoch. Es handelt sich um preisgünstige Massenware. Insbesondere die Brötchen sind qualitativ im untersten Segment anzusiedeln. Dunkles Brot, das A-ROSA Vitality Brot, erhielt man in der Regel nur auf Nachfrage und Verfügbarkeit – doch dieses Brot war wenigstens von einer ordentlichen Qualität. Beim Frühstück bestand weiterhin das Problem, dass man gar nicht wusste, was es alles gab und wenn man nicht weiß was es alles gibt, kann man es auch nicht bestellen. Oftmals wussten die Servicekräfte selbst nicht was es gibt. Das galt insbesondere für die täglich wechselnden Frühstücksspezialitäten. Wenn man nachfragte was es heute gibt, kam in der Regel erstmal keine Antwort und man musste nachfragen. Mal gab es Würstchen, mal gab es Frikadellen, aber so etwas wie Pancakes oder Waffeln, die es auf anderen A-ROSA-Schiffen gibt, gab es auf der Aqua nicht. Im Laufe der Reise erfuhr man dann zufällig von anderen Gästen, dass man auf Nachrage auch Streichwurst bestellen kann oder auch Fischspezialitäten. Angeboten wird das alles nicht und da sind wir wieder beim Thema Kommunikation. Leider war es auch so, dass das eingesetzte Personal größtenteils auch nicht besonders gut Deutsch und manche sogar auch nicht Englisch verstand. Das macht es insbesondere beim Frühstücksservice, wo man alles mögliche ordern muss ohne eine Übersicht zu haben was es tagesaktuell gibt, nicht einfacher. Alle Mitarbeiter waren immer sehr bemüht, freundlich und ständig unter Strom am Arbeiten, doch man hat deutlich gemerkt, dass sie das Konzept an die Belastungsgrenze führt. Auch hier ist das beste Beispiel das Frühstück. Waren Gäste mit dem Frühstück fertig waren zwar die Plätze wieder frei, doch es gab dann viele Tische sie aussahen wie „Schlachtfelder“. Die Mitarbeiter kamen teilweise gar nicht dazu die Plätze sauber zu machen und neu einzudecken.
Kulinarisch gesehen waren das Mittagessen und das Abendessen in aller Regel schmackhaft und von einer ordentlichen Qualität. Klar gab es auch „Ausreißer“ nach oben und unten.
Das System, dass man sich beim Frühstück für die gewünschten Speisen zum Abendessen entscheidet, ist absolut nachvollziehbar und stellt für mich keine Einschränkung dar.
Das Schiff fuhr auf unserer Reise mit einer Auslastung von 75%, was 150 Personen entspricht. Gefühlt waren es zu viele Personen für dieses Konzept auf diesem Schiff. Bauartbedingt ist das Schiff darauf ausgelegt auf sehr begrenztem Raum möglichst viele Sitzplätze zu realisieren. Das ist in der aktuellen Zeit natürlich eher von Nachteil, sodass sich sicherlich das Konzept auf anderen Schiffen besser realisieren lässt, aber alle sind sehr bemüht und man merkt auch, dass alle Crewmitglieder froh sind, dass es endlich wieder einen Gästebetrieb gibt.
Eine geringe Auslastung würde jedoch auch für die Servicekräfte etwas Entspannung in die Abläufe bringen, jedoch ist natürlich eine höhere Auslastung wirtschaftlich gesehen von Vorteil.
Die Flächen, die von den Gästen besonders oft angefasst wurden, wie z.B. Geländer, die Reling, Türgriffe, Tische etc. werden regelmäßig gereinigt und desinfiziert. Zudem wird auch vermehrt darauf geachtet, dass sich die Gäste die Hände desinfizieren und im Treppenhaus die vorgeschriebene durch Pfeile angezeigte Laufrichtung einhalten.
Das Sparosa ist bis auf die Sauna nutzbar. Im Fitnessbereich durften sich maximal 3 Personen aufhalten und im Whirlpool maximal 2 Personen aus einer Kabine. Kommuniziert wurde jedoch nicht, dass man an der Rezeption vorab ein Zeitfenster buchen muss – das habe ich nur durch Zufall erfahren – es handelt sich jedoch um eine sinnvolle Maßnahme, damit es dort geordnet abläuft. Insgesamt war das Schiff in einem sehr guten Zustand – egal ob innen oder außen. Es sieht so aus, dass man die Zeit des Stillstands genutzt habe.
Die Qualität der Getränke und die Zubereitung war stets sehr gut und insgesamt lief es mit dem Barservice durchaus stets gut.
Das Unterhaltungsprogramm an Bord beschränkt sich auf Ausflugspräsentationen und die Prime Time, die in zweimal am Abend gezeigt wird. Hierbei handelt es sich um eine Talk-Runde mit unterschiedlichen Personen von Bord. Weiterhin spielt der DJ an jedem Abend Musik mit verschiedenen Mottos. Getanzt werden darf dazu nicht. An einem Nachmittag gab es außerdem eine nautische Fragestunde. Besonders gut hat mir bei der Ausfahrt aus Rotterdam die moderierte Hafenrundfahrt gefallen, da man dort viele Informationen zum Hafen und der Stadt erhalten hat und somit die reine Fahrt über diese Strecke aufgewertet hat.
Insgesamt war es erst die dritte Reise an Bord der A-ROSA Aqua seit Beginn der Corona-Pandemie, sodass das Team am Bord verständlicherweise noch nicht so gut eingespielt war und Schwachstellen im Konzept in Corona-Zeiten schnell offensichtlich wurden. Ich gehe davon aus, dass es nun mit jeder durchgeführten Reise etwas besser wird und wie gesagt waren alle Mitarbeiter bemüht und stets freundlich, doch man hat ihnen auch angemerkt, dass sie am Limit arbeiten. Möglicherweise werden deshalb auch Frühstück und Mittagessen nicht in mehreren Tischzeiten angeboten, da das die Arbeitszeiten nochmal erhöhen würde, doch dann kommt man zu dem Punkt, dass es an Bord zu wenige Mitarbeiter geben könnte.
Die Reise an sich mit den Destinationen kann ich absolut empfehlen und ich möchte die Zeit auch nicht missen, aber das Konzept in Corona-Zeiten passt für mich nicht in allen Punkten. Sicherlich kann man jedoch schon mit kleinen Verbesserungen viel erreichen, um das Produkt A-ROSA Flusskreuzfahrten in der aktuellen Zeit noch attraktiver zu machen und möglicherweise auch Hochseekreuzfahrt-Gäste dauerhaft als Kunden zu gewinnen.
P.S.: Meine Kritik ist auch stets konstruktiv gemeint und wurde von mir an Bord auch schon in diversen Gesprächen angesprochen.