Safety First: Kreuzfahrtschiffe sind so sicher wie nie – Experten präsentieren auf der Seatrade Europe vom 24. bis 26. September 2013 in Hamburg neueste Innovationen und diskutieren über künftige Entwicklungen – Der Fall schlug hohe Wellen: Seit der Havarie der „Costa Concordia“ Anfang 2012 ist das Thema Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen in den öffentlichen Fokus gerückt. Immerhin muss im Notfall auf einem Ozeanriesen die Einwohnerzahl eines ganzen Dorfes evakuiert werden – wenn es sein muss nachts, bei schlechtem Wetter, hohen Wellen und unter Zeitdruck.
Die internationalen Anforderungen sind übererfüllt
Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen ist ein wesentliches Thema auf der Seatrade Europe vom 24. bis 26. September auf dem Gelände der Hamburg Messe. Fest steht: Die Sicherheitsstandards in der Kreuzfahrtbranche sind hoch. Als Reaktion auf die Havarie der „Concordia“ hat die Cruise Lines International Association (CLIA), der weltgrößte Verband der Kreuzfahrtindustrie, die Schrauben noch weiter angezogen und das sogenannte „Global Cruise Industry Operational Safety Review“ (OSR) initiiert. „Als Ergebnis haben wir zahlreiche neue Sicherheitslinien eingeführt – jede von ihnen geht über die strengen internationalen regulatorischen Vorgaben hinaus und wurde von allen CLIA-Mitgliedern übernommen“, sagt Michael Ungerer, President AIDA Cruises. „Die Operational Safety Review ist Teil unserer langjährigen Bemühungen, um kontinuierliche Verbesserungen und Innovationen bei der Schiffssicherheit und den Betriebsabläufen an Bord“, sagt Christine Duffy, Präsidentin und CEO von CLIA.
Eine andere Richtlinie für die Sicherheit an Bord von Kreuzfahrtschiffen wird im November 100 Jahre alt. Das sogenannte SOLAS-Abkommen (Safety of Life at Sea) wurde 1913 als Reaktion auf die Titanic-Katastrophe ins Leben gerufen. Laut bisheriger SOLAS-Regel soll die maximale Anzahl an Passagieren in einem Standard-Rettungsboot oder Tender im „Lifeboat-Modus“ 150 Personen nicht überschreiten. Die IMO fordert eine Einbootungszeit sämtlicher 150 Personen von maximal 30 Minuten.
Inzwischen werden aber auch Rettungsboote mit höherer Personenkapazität gebaut. So wurden etwa für die Norwegian Epic von Norwegian Cruise Line gesonderte Rettungsboote mit einer Kapazität von bis zu 300 Personen entwickelt. Für den Bau eines einzelnen Tender- oder Rettungsbootes benötigt man je nach Größe und Ausstattung etwa 40 Tage. Zwischen dem Auftragseingang und der Ablieferung eines kompletten Satzes für ein Kreuzfahrtschiff liegen gute zwei Jahre.
Die Reedereien und Werften inspizieren ihre Flotten und rüsten weiter auf. So wird etwa die Carnival Cruise Lines in den kommenden Monaten rund 300 Millionen US-Dollar in den Ausbau der Sicherheitssysteme auf allen ihren 24 Schiffen investieren. Vor allem die Feuerschutz- und Brandbekämpfungseinrichtungen werden auf den neuesten Stand gebracht. Darüber hinaus soll die technische Unabhängigkeit – die sogenannte Redundanz – der zwei separaten Maschinenräume weiter erhöht werden.
Millionenhohe Investitionen
Das Schiffbauunternehmen Fincantieri setzt traditionell auf innovative Sicherheitslösungen. Als eines der weltgrößten Schiffbauunternehmen können die Italiener auf eine über 200-jährige Geschichte und mehr als 7.000 gebaute Schiffe zurückblicken. Auch der jüngste Auftrag, das Kreuzfahrtschiff Hull 6231, entspricht modernsten Anforderungen: Das Schiff wird mit einem eigenen Klinikbereich ausgerüstet, zu dem hochmoderne Behandlungsräume, ein intensivmedizinischer Bereich, eine Apotheke und ein Labor gehören. Um im gesamten Schiffsbereich ein wirksames Überwachungs- und Kommunikationssystem zu gewährleisten, werden alle Durchsage- und Alarmanlagen sowie eine integrierte IP-Videoüberwachung aus Glasfaserarchitektur integriert.
Sicherheitstechnik spielt an Bord eine entscheidende Rolle: „Kreuzfahrtschiffe sind mit modernster Navigationstechnik ausgestattet. Ihre Sensoren zum Beispiel können den Untergrund auf den Zentimeter genau vermessen. Hindernisse erkennt der Kapitän dadurch sofort“, sagt Stefan Jäger, Präsident der European Cruiser Association (EUCRAS) e.V. in Wiesbaden. Sein Fazit: „Die Autofahrt oder der Flug zum Schiff ist gefährlicher als die Kreuzfahrt selbst.“
Zu einem ähnlichen Resultat kommt der ADAC. Der renommierte Automobilclub hat im letzten Jahr die Sicherheit auf insgesamt zehn Kreuzfahrtschiffen der größten Reedereien geprüft. Das Ergebnis: zwei Mal vergab der ADAC die Note „sehr gut“ für die „AIDAbella“ und die „AIDAdiva“ der Reederei AIDA Cruises. Sämtliche anderen Kreuzfahrtschiffe erhielten ein „gut“. „Die getesteten Schiffe waren alle auf dem neuesten technischen Stand, also mit modernen Sicherheits-, Rettungs- und Brandschutzeinrichtungen ausgerüstet. Die Crews waren in den meisten Fällen professionell und routiniert bei den Übungen“, heißt es im Testbericht.
Über die Seatrade Europe
Im Herzen der Elbmetropole Hamburg findet vom 24. bis 26. September die Seatrade Europe statt – die europäische Leitmesse für die Kreuzfahrtindustrie. Branchen-Entscheider und -Insider kommen hier zusammen, diskutieren, setzen neue Trends und pflegen Kontakte. Von der Miniklinik bis zur Großküche, von der Abfallentsorgung bis zur Entertainment-Technik: Der Betrieb eines Kreuzfahrtschiffes ist hochkomplex und eine logistische Meisterleistung. Auf der parallel stattfindenden Fachkonferenz diskutieren hochrangige Referenten über aktuelle Themen der Branche.