Kreuzfahrer und Yachten sorgen für Beschäftigung bei der Lloyd Werft: Vorbereitungen für weitere Großprojekte laufen im Hintergrund – Gleich vier Kreuzfahrtschiffe bestimmten in den vergangen Monaten das Geschehen bei der Lloyd Werft Bremerhaven GmbH und sorgten für eine gute Auslastung des traditionsreichen Unternehmens. Durch den bevorstehenden Kreuzfahrtsommer und die Verlegung der Schiffe nach Nordeuropa, nutzten die Reeder die Zeit, die schwimmenden Urlaubsinseln für die neue Saison fit zu machen.
Den Anfang machte bereits Ende März die „AIDAvita“ des Rostocker Veranstalters AIDA Cruises, die erstmalig im großen Kaiserdock II der Werft für 10 Tage, vor dem Start des neuen so genannten Selection Programms, trockengestellt wurde.
Bei der Lloyd Werft Bremerhaven standen an dem im Jahr 2002 in Wismar erbauten 203 m langem Kreuzfahrtschiff neben turnusmäßigen Klasse- und Wartungsarbeiten in den technischen Bereichen auch zahlreiche Arbeiten in den öffentlichen Abteilungen des Schiffes an, die in vielen Bereichen in Eigenregie von AIDA Cruises neu gestaltet wurden. Hier stand das erfahrene Team der Lloyd Werft dem Reeder mit technischer Unterstützung zur Seite.
Während der Werftliegezeit erhielt das Schiff im Trockendock unter anderem einen neuen weißen Anstrich, wofür rund 9.000 Liter Farbe benötigt wurden. Die Bugstrahlruder und die beiden Antriebspropeller wurden genauso überprüft wie die seitlich im Rumpf befindlichen Stabilisatoren. Die Davits, das sind die Aufhängungen für die Tender- und Rettungsboote, wurden geprüft, während die Wartung der Rettungsboote bei der Fassmer Werft in Berne erfolgte.
Fast zeitgleich erfolgten im Schwimmdock III an dem 135,10 Meter langen Kreuzfahrtschiff „Minerva“ allgemeine Wartungs- und Klassearbeiten. Das 1996 in Genua bei der Mariotti Werft erbaute Kreuzfahrtschiff mit einer Kapazität für 350 Passagiere in 198 Kabinen, das unter anderem auch schon unter dem Charternamen „Alexander von Humboldt“ für Phoenix Seereisen verkehrte, ist nicht gänzlich unbekannt auf der Lloyd Werft. Dort wurden vor fünf Jahren ein zusätzlicher Aufbau mit einer Lounge installiert, neue Suiten eingebaut und an weiteren Außenkabinen Balkone angebaut. Zur Treibstoffeinsparung wurde seinerzeit auch eine von Rolls Royce konzipierte Promas-Anlage installiert, die den Strömungsfluss unter Wasser optimiert.
Ebenfalls ein bekanntes Gesicht bei der Werft ist das Expeditionskreuzfahrtschiff „National Geographic Explorer“, das im April bereits zum fünften Mal eine Werftliegezeit in Bremerhaven absolvierte. Das 112 Meter lange Schiff der US-Reederei Lindblad Expeditions Inc. traf nach einer mehrwöchigen Anfahrt direkt aus der Antarktis für reguläre Wartungs- und Klassearbeiten in Bremerhaven ein, wobei die Arbeiten durch die Lloyd Werft – Mitarbeiter im Schwimmdock VI der benachbarten German Dry Docks (GDD) im Kaiserhafen 1 ausgeführt wurden.
Erbaut wurde das eisverstärkte Schiff 1982 als „Midnatsol“ in Norwegen für die Hurtigruten-Reederei für den Einsatz auf der legendären Postschiffsroute zwischen Bergen und Nordnorwegen. Nach einem ersten größeren Umbau vor 29 Jahren in Bremerhaven erhielt das Schiff im Jahr 2007 in Göteborg beim Umbau zum Kreuzfahrtschiff unter anderem 69 Außen- und 12 Balkonkabinen für insgesamt 148 Passagiere. Heute erfolgt ein Einsatz des unter Bahamas-Flagge fahrenden Minikreuzfahrers in teils sehr entlegenen Regionen der Weltmeere.
Auch das Kreuzfahrtschiff „Hamburg“ des deutschen Veranstalters Plantours Kreuzfahrten, Bremen, setzt sein Schiff abseits der üblichen Routen der großen Reedereien ein, dafür wurde der Veranstalter schon mehrfach prämiert. Direkt im Anschluss einer Westeuropa-Kreuzfahrt nahm das nur 144 Meter lange Kreuzfahrtschiff Kurs auf Bremerhaven. Nach dem Auschecken der rund 350 Kreuzfahrtgäste am Columbus Cruise Center am 26. April 2017 ging es für die „Hamburg“ direkt ins Schwimmdock für Wartungs- und Klassearbeiten. Auch diese Arbeiten wurden aufgrund von Dockbelegungen durch die Spezialisten der Lloyd Werft im Schwimmdock V bei German Dry Docks durchgeführt.
Das im Jahr 1997 in Wismar als „C. Columbus“ abgelieferte Kreuzfahrtschiff, das langjährig für Hapag- Lloyd Kreuzfahrten verkehrte, nahm nach der Werftliegezeit Kurs auf die Elbmetropole Hamburg, wo am Kreuzfahrt-Terminal der Hafencity am 10. Mai 2017 die nächste Kreuzfahrt startete.
Neue Großprojekte sorgen für zukünftige Auslastung der Werft
Die seit 2015 zur malaysischen Genting-Gruppe gehörende Werft hat sich mittlerweile auf den Neubau und Umbau von Yachten, spezielle Prototyp-Schiffen sowie den Umbau von Kreuzfahrtschiffen spezialisiert.
Das klassische Reparaturgeschäft an Frachtschiffen wird nicht mehr durchgeführt. Die Docks der Werft werden aber häufig von der benachbarten German Dry Docks für Arbeiten an anderen Schiffstypen genutzt.
„Mit unserem schlanken und schlagkräftigen Team sind wir für die anstehenden Projekte sehr gut aufgestellt“, so die Lloyd Werft Geschäftsführung.
Hierzu gehört auch die erneute Dockzeit für das größte deutsche Forschungsschiff, die vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) betriebene „Polarstern“. Bei der Werftliegezeit, die bis zum 24. Mai 2017 dauerte, handelte es sich mittlerweile um das 66. Mal, dass das 1982 erbaute Forschungsschiff von dem erfahrenen Team der Lloyd Werft im Trockendock überholt wurde.
Weiterhin laufen auf der Lloyd Werft die Vorbereitungen für die ab dem Spätsommer anstehenden Projekte. Neben einer zweiten großen Werftliegezeit für die „Polarstern“ im Herbst, wird zudem ab Mitte September bis zum 20. Oktober 2017 das Kreuzfahrtschiff „Crystal Symphony“ zu einem Umbau bei der Lloyd Werft erwartet.
Das 1995 in Finnland erbaute Fünf-Sterne-Schiff der ebenfalls zur Genting-Gruppe gehörenden amerikanischen Reederei Crystal Cruises wird eine Kreuzfahrt in Lissabon beenden. Auf der am 19. September 2017 in Lissabon startenden Überführungsfahrt nach Bremerhaven werden bereits die ersten Vorbereitungen für die anstehenden Arbeiten erfolgen.
Im Rahmen des vierwöchigen Umbaus erhält das Schiff nicht nur zwei neue Restaurants, auch die technischen Voraussetzungen für kostenloses WLAN an Bord werden geschaffen. Zudem werden einige Kabinen in luxuriöse Penthouse-Suiten umgebaut, so dass sich die Anzahl der Passagierkapazität auf 848 Gäste reduziert.
Zudem laufen bei der Werft die intensiven Vorbereitungen für ein Yacht – Neubauauftrag, das ab Jahresanfang 2018 im Schwimmdock III der Werft entstehen wird. Bis zur Ablieferung im Jahr 2020 sorgt dieser Neubau für einen nicht genannten Kunden für eine gute Auslastung der Werft.
Und zu guter Letzt, das Lloyd Werft – Design Center meldet eine dauerhafte Vollauslastung. Die ca. 70 Mitarbeiter im Lloyd Werft – Design Center sind nicht nur mit den Konstruktionsarbeiten für den Yachtneubauauftrag sehr gut beschäftigt. Weitere Aufträge für die Erstellung von umfangreichen Konstruktionsunterlagen für andere Yacht-Neubauprojekte und Spezialschiffe konnten gewonnen werden.