VDR-Präsident Hartmann forderte zudem, dass Seeleute prioritär behandelt werden, wenn in nächster Zeit Impfungen gegen das Corona-Virus beginnen. Der VDR hat sich dazu gemeinsam mit seinem Sozialpartner, der Dienstleistungsgesellschaft ver.di, in einem Brief direkt an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewendet.
„Die mehr als 60.000 Seeleute an Bord von Handelsschiffen in deutschem Eigentum oder unter deutschem Management leisten einen systemrelevanten Beitrag, indem sie dafür sorgen, dass Deutschland wie andere Staaten auch zuverlässig mit Lebensmitteln, Rohstoffen oder Medikamenten versorgt wird. In all den Monaten der Pandemie ist es zu keinen größeren Lieferengpässen gekommen – das haben wir insbesondere der unermüdlichen Arbeit
der Männer und Frauen an Bord zu verdanken“, sagte Hartmann: „Als Beschäftigte in einer systemrelevanten Infrastruktur sollten sie einen bevorzugten Zugang zu einem COVID-19-Impfstoff erhalten. Dies würde auch mithelfen, die dringend benötigten Crew-Wechsel wieder in weitaus größerer Zahl zu ermöglichen.“
Hartmann mahnte abschließend: „Die Pandemie macht uns deutlich, wie wichtig manche Berufe für uns sind, die wir bislang nicht genug wertgeschätzt haben. Das gilt zum Beispiel für das Personal in der Pflege und in Krankenhäusern – aber eben auch für Seefahrer, deren Arbeit auf Schiffen fernab der Küsten unsichtbar scheint, die aber für uns alle unverzichtbar ist. Ohne diese Seeleute würde der globale Handel, wie wir ihn kennen, schlicht und einfach aufhören zu existieren. Sie leisten ihren Dienst mit enormem Einsatz und gegen alle Widrigkeiten und sind deshalb Helden des Alltags.“
1 Kommentar zu „Verband Deutscher Reeder fordert mehr Unterstützung für Seeleute“
Seit die Empfehlungen zur Priorität der zuerst zu impfenden Personengruppen bekannt geworden sind, melden sich immer mehr Interessenvertreter, die mit der Reihenfolge nicht zufrieden ist. Wer ist früher dran: Personal in Hausarztpraxen, Polizei, Lehrer, Seeleute, Flugpersonal, Personal in Supermärkten? Keiner dieser Gruppen steht momentan an der Spitze der Rangfolge, die Liste lässt sich fortsetzen.
Und wie steht es mit dem Personal auf Kreuzfahrtschiffen, wird man die als systemrelevant einstufen?
Und was ist mit Passagieren, wenn viele Destinationen den Weg von Australien gehen sollten und Impfbescheinigungen verlangen werden. Bekommen die Reisenden dann bevorzugt den Impfstoff wie aktuell die Testungen durch die Veranstalter organisiert? Eher unrealistisch.
Und werden die Reedereien im Vorteil sein, deren Stammkunden nach den bisherigen Plänen altersmäßig früher dran sind?
Man braucht kein Prophet zu sein mit der Vorhersage, dass die Kreuzfahrtbranche bis zur Normalisierung noch weit ins Jahr 2021 mit Verwerfungen rechnen muss und manche Buchung noch platzen wird. Im Flugverkehr rechnet man mit einer Rückkehr zur Situation von 2019 aktuell eher mit dem Jahr 2024, im Kreuzfahrtbereich könnte es eventuell schon 2022 wieder Richtung Normalisierung gehen.
Wem es finanziell möglich ist und auch seine Zeit relativ frei umdisponierbaren kann ,d.h. auch Absagen und Reiseverschiebungen nicht aus der Urlaubsplanung werfen, sollte dennoch sich mit Buchungen nicht zurückhalten. Denn wenn nun alle warten, bis es wieder normal zu sein scheint, wird es durch das Verschwinden vieler gewohnter Anbieter vom Markt nicht mehr normal sein.
Zur eben beschriebenen Gruppe dürften viele Ruheständler gehören, die ja zusätzlich auch relativ früh die Impfmöglichkeit bekommen sollen (wenn auch in der Rangfolge nicht an Platz 1, aber vermutlich bis zum Sommer 2021).