Zwischenzeitlich hatte es zum Glück aufgehört zu regnen und unser Ausflugsboot füllte sich mit einigen Touristen. Dabei waren kaum Gäste der Mein Schiff Herz. Das Boot verließ den kleinen Hafen im Ocean Village und steuerte die Bucht von Gibraltar an. Dabei ging es teilweise zu wie in einer Berg- und Talbahn gepaart mit einer Wildwasserbahn. Gut, dass wir alle eine gewisse Seetauglichkeit mitbrachten. Die Reiseführer an Bord haben einige Informationen zu den Meeresbewohnern gegeben, die wir zu Gesicht bekommen können. Das Boot drehte einige Runden und fuhr einige Bahnen ab, bis es endlich soweit war und einige Delfine auftauchten. Mal näher und mal weiter weg. Teilweise direkt unter der Wasseroberfläche schwammen die Säugetiere vorbei und begleiteten das Boot eine Weile. Wirklich ein schönes Schauspiel. Passend zu der Szenerie konnte man im Hintergrund über dem spanischen Festland an den Bergen einen Regenbogen erkennen. Nach einiger Zeit kehrten wir in den Hafen zurück und verließen glücklich – nachdem wir wirklich Delfine gesehen haben – das Boot. Insgesamt dauerte der Bootsauflug knappe 1,5 Stunden und ist sehr zu empfehlen.
Für uns sollte es nun zur Hauptsehenswürdigkeit Gibraltar gehen – dem Felsen von Gibraltar. Dieser ist quasi in der gesamten Stadt von überall her sichtbar und ein Naturschutzgebiet. Man kann in verschiedenen Varianten auf den Berg kommen – entweder mit der Seilbahn, dem Taxi oder zu Fuß. Wir hatten ja bereits vorab die Seilbahnkombi gebucht und so gingen wir wieder über die Main Street zur Talstation des „Cable Car“. Der Fußweg betrug ca. 20 Minuten. Dort angekommen tauschten wir unsere Gutscheine für die Tickets in tatsächliche Tickets um und waren erstaunt, dass gar nichts los war – keine Schlange, kein langes Warten. Ich denke, dass die meisten Touristen und Gäste vom Schiff schon früher hochgefahren sind und dazu kam auch noch, dass an diesem Tag die Seilbahn immer wieder den Betrieb einstellte und wieder aufnahm. Wird der Wind nämlich zu stark, wird der Betrieb eingestellt. Dies ist dann der perfekte Moment für die örtlichen Taxifahrer, die Touren auf den Berg anbieten und deutlich flexibler sind, als die Seilbahn. Wir trafen auch einige die das gemacht hatten und je größer die Gruppe ist, desto preiswerter wird es.
Wir konnten sofort in eine Seilbahnkabine steigen und nach wenigen Minuten ging es dann los auf den 426 m hohen Fels. Während der Fahrt (6 Minuten) nach oben hat man wirkliche eine tolle Aussicht auf die Umgebung. Bei der Einfahrt in die Bergstation konnten wir bereits ein erstes Ereignis mit den dort oben lebenden Berberaffen beobachten. An der Bergstation warteten einige Menschen auf die Ankunft unserer Gondel, um damit wieder nach unten zu fahren. Ein Mädchen überbrückte die Wartezeit mit dem Essen von Chips. Ein Affe hatte wohl auch Hunger und klaute in Sekundenschnelle die Chipstüte aus der Hand des Mädchens und machte sich damit aus dem Staub. Für uns unbeteiligte ein amüsantes Schauspiel. Es wird mehrfach gewarnt die Affen anzufassen oder dort oben etwas offensichtlich zu essen oder Wertgegenstände offen zu tragen. Diese Affen sind als frech bekannt und können sozusagen alles gebrauchen. Als wir ausgestiegen waren begegneten uns gleich auch einige Affen – manche relativ faul und manche sehr agil. Hält man sich an die Hinweise in Umgang mit den Felsenbewohnern, kommt man gut klar. Auf der Aussichtsplattform hat man einen wunderbaren Rundumblick und man kann tolle Fotos machen – auch in Kombination mit den Berberaffen; da muss man immer schnappschussbereit sein. Wir hatten auch das Glück, dass Affeneltern mit ihrem kleinen Baby auf der Plattform unterwegs waren und der Nachwuchs eigene Gehversuche unternommen hat. Uns war natürlich klar, dass hier erhöhte Vorsicht geboten ist und dies war sogar jedem der Touristen klar, sodass es zu keinem Zwischenfall kam. Ein Zwischenfall anderer Art ereignete sich jedoch direkt vor unseren Augen. Ein Affe verspürte wohl ein kleines Hüngerchen und sprang deshalb kurzerhand auf den Rücken eines Mannes, öffnete seinen geschlossenen Rucksack, holte eine geschlossene Packung Cookies raus und machte sich blitzschnell aus dem Staub. Wahnsinn, wie schnell die sind. Der Mann wusste gar nicht wie ihm geschah, sah es aber mit dem notwendigen Humor. In der Zwischenzeit hatten wir mitbekommen, dass die Seilbahn auf Grund des aufkommenden Windes den Betrieb wieder eingestellt hatte. Wir hatten also Glück, dass wir überhaupt noch mit der Seilbahn hochfahren konnten, nach uns kam nur noch eine Gondel hoch, danach war Schluss. Das Personal oben hat dann alle informiert, dass der Betrieb auf unbestimmte Dauer eingestellt sei und statt dessen würden uns Busse nach unten bringen. Diesen seien bereits auf den Weg nach oben. Nach Vorlage des „Return-Tickets“ bekam jeder dann einen Zettel mit einer Busnummer drauf. Ganz so schnell funktionierte das mit den Bussen jedoch nicht. Es dauerte ca. 30 Minuten bis wir aufgefordert wurden zu einem gewissen Punkt auf der Straße zu gehen. Dort kamen dann nach weiteren 10 Minuten kleine Busse, die anschließend gemütlich vollgemacht wurden. Nun begann die Abenteuerfahrt nach unten über die kleinen, engen Straßen. Das war wirklich sehr interessant, denn manche Kurven konnten mit dem Kleinbus nicht gefahren werden, weshalb es dann oftmals zu einer Ausweichbucht ging um zu Rangieren und die Richtung zu ändern, um so die Kurve mit dem kleinen Radius zu umfahren. Alles wirkte aber sehr aufeinander abgestimmt und man fühlt sich nicht in Gefahr. Die Fahrt nach unten bis zur Talstation dauerte ca. 20 Minuten. Für uns war die Talfahrt mit dem Bus nicht schlimm. Wir waren eher froh, dass wir so viel Glück hatten, dass wir mit Seilbahn hochfahren konnten. Den Windverhältnissen zu diesem Zeitpunkt sei Dank.
Interessanterweise wurde das Wetter nachmittags wirklich besser und der Himmel lockerte auf und die Sonne schien; einzig der Wind war doch mäßig da – gefühlt aber nicht überdurchschnittlich stark.
Unser nächstes Ziel war unser Zuhause auf See und so traten wir den Rückweg zum Cruiseterminal an. Dort kamen wir nach ca. 25 Minuten Fußmarsch an.
Unglaublich aber wahr: wir haben es nicht geschafft die Sehenswürdigkeiten des kleinen Gibraltars nicht alle an einem Tag besichtigen können. Dies lag aber daran, dass wir ja die Ausflugsfahrt zur Delfinbeobachtung gemacht hatten, ansonsten kann man das schon schaffen. Übrig für einen weiteren Besuch in dem britischen Überseegebiet sind noch die Tropfsteinhöhe „St. Michaels Cave“, die „Great Siege Tunnels“ und der Europapoint.
Zurück auf dem Schiff war es an der Zeit einen neuen Bereich der Mein Schiff Herz zu entdecken und nach den Eindrücken an Land den Abend entspannt einzuläuten. Wir betraten die X-Lounge, deren Zugang auf Deck 12 im Gang zur Himmel & Meer Lounge liegt. Es handelt sich um einen exklusiven Bereich, zu dem i.d.R. nur für Suiten- und Juniorsuitengäste Zutritt haben. In der Zeit von 07 bis 19 Uhr wird hier Service mit Speisen und Getränken angeboten. Nachdem wir uns ein bisschen umgeschaut hatten, suchten wir uns einen schönen Platz an der großen Fensterfront, machten es und in einem gemütlichen Sessel bequem. Der Service war sehr aufmerksam und fragte gleich nach unseren Getränkewünschen – wir bestellten uns einen Champagner und stießen damit auf diesen tollen Urlaub an. In der X-Lounge ist auch ein kleines Buffet aufgebaut, bei dem es verschiedene herzhafte und süße Kleinigkeiten, sowie Suppe und Obst gibt. Ich entschied mich für ein kleines belegtes Brötchen mit Roastbeef, eine kleine Portion Sushi und Pfifferlingssalat. Beides war sehr lecker. Da Süßes aber immer geht, konnte ich der Schokotarte und ein paar Pralinen nicht widerstehen. Es herrschte eine angenehme, ruhige Stimmung, sodass nach kurzer Zeit der Erholungseffekt eintrat; was auch dadurch verstärkt wurde, dass zwischenzeitlich die Sonne wunderschön in diesen Bereich hineinschien und ich mit Füßen hochgelegt die Sonne genießen konnte.
Da jedes Auslaufen aus einem Hafen ein besonderes Erlebnis ist, entschieden wir uns dafür dieses Ereignis vom Außendeck auf Deck 12 zu verfolgen. Zwischenzeitlich hatte es sich wieder etwas zugezogen und zu einigen Regentropfen kam auch noch relativ starker Wind dazu. Die Mein Schiff Herz hatte beim Ablegen um 18 Uhr schon gefühlt ihre Last von der Pier wegzukommen, da der Wind sie an die Pier drückte. Letztlich lief aber das Manöver normal ab und wir fuhren am Europa Point und der dort errichteten großen Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee vorbei und nahmen Kurs in Richtung Barcelona. Wir machten es uns noch einige Zeit in der Außenalsterbar mit dem Cocktail des Tages bequem und schauten zurück auf den beeindruckenden Felsen von Gibraltar.
Zum Abendessen ging es an diesem Abend ins Atlantik Klassik Restaurant. Der Service war wieder aufmerksam und freundlich, nur mit dem Essen war ich an diesem Abend nicht ganz so zufrieden. Insbesondere das Kalbsschnitzel mit der Kräuterkruste ist bei mir leider durchgefallen. Das Fleisch war leider nicht zart, sondern eher bissfest und die Kruste war kein bisschen knusprig, sondern durchgeweicht. Schade, aber es kann nicht immer alles perfekt laufen und letztlich war es kein Weltuntergang und entsprach halt einfach nicht meinen Vorstellungen.
Was stand an diesem Abend noch so auf der Agenda? Im Theater war die Crew-Show angesagt, die wir uns nicht entgehen lassen wollten. So wie viele andere Mitreisende auch. Erwartungsgemäß war das Theater gut gefüllt. Pünktlich um 21:30 Uhr startete die Show „Bühne frei – Die Show der Crew“ moderiert vom Kreuzfahrtdirektor. Auf die Bühne trauten sich an diesem Abend einige Talente, die sonst nicht so im Vordergrund stehen, sondern eher Hinter den Kulissen arbeiten und leider nicht durch alle wahrgenommen werden. Aus den verschiedenen Abteilungen wie z.B. Küche, Housekeeping, Maschine wurden verschiedene Tanz-, Gesangs- oder Showeinlagen präsentiert. Einige Crew-Mitglieder haben wirklich versteckte Talente und da ist es schön, dass es so etwas wie die Crew-Show gibt, bei der sie sich präsentieren können. Eine unterhaltsame, kurzweilige Show.
Nach der Show hat es uns dann noch in die TUI Bar gezogen um eine Runde Karten zu spielen. Da so ein Tag mit Landgang aber auch mühe macht, machten wir nicht mehr lange, sondern verzogen uns noch nach einem nächtlichen Spaziergang über Deck in unsere Kabine und beendeten den Tag. Am nächsten Tag war erstmal ausschlafen angesagt – wann kann man das besser machen als an einem Seetag.