Summa summarum hatte ich eine wundervolle Reise auf dem Douro in Portugal und eine schöne Zeit an Bord der Douro Serenity von nicko cruises.
Die Landschaft entlang es 897 km langen Douro, der nur auf 210 km schiffbar ist, ist sehr vielfältig auf der Gesamtstrecke von Porto bis Barca D’Alva sehr abwechslungsreich – von sehr grün mit vielen Bäumen bis hin zu einer steinigen, kargen Landschaft ist alles dabei. Das landschaftliche Herzstück ist die Passage des Weinanbaugebiets Alto Douro, das mit vielen Weinbergen links und rechts der Ufers aufwartet.
Besonders beeindruckend sind auch die fünf Schleusen, die mit einer Fallhöhe von bis zu 35 Metern den Douro überhaupt schiffbar machen. Die meisten Schiffe auf dem Douro sind so gebaut, dass sie gerade so in die Schleusen passen und somit ist jedes Manöver diesbezüglich sehr sehenswert. Auf dem drittlängsten Fluss der Iberischen Halbinsel herrscht reger Schiffsverkehr in Bezug auf Kreuzfahrtschiffe. Damit es zu keinen langen Wartezeiten an den Schleusen kommt, müssen sich alle dort operierenden Unternehmen an ihren Fahrplan inklusive der vorgesehenen Schleusenzeiten halten. Während meiner Reise hat dies sehr gut funktioniert.
Auf dem Douro herrscht ein Nachtfahrverbot, was zur Folge hat, dass nur während der Tageszeiten gefahren werden kann und jedes Flusskreuzfahrtschiff nachts an einem Anleger festmacht. Betrachtet man die Flusskreuzfahrten in anderen Fahrtgebieten ist dies eine Besonderheit. Vorteilhaft ist daran, dass man abends auch Landgänge unternehmen kann, wie z.B. die lokale Gastronomie besuchen, und dass es nachts keine möglicherweise störenden Fahrtgeräusche oder Geräusche durch Schleusungen gibt. Auf der anderen Seite kann es natürlich zu Lärm von der Landseite oder im „Päckchen“ liegenden Schiffen kommen. Für mich war dies jedoch kein Problem.
Die Tagespassagen führen dazu, dass man die vorbeiziehende Landschaft im Tageslicht genießen kann, aber auch dazu, dass in der Regel sofort nach der Ankunft an der nächsten Station die Ausflüge beginnen. Dies kann schon ein wenig stressig sein, doch man nimmt dies gerne in Kauf, denn schließlich will man möglichst viel sehen.
Während der Reise habe ich alle von nicko cruises angebotenen Ausflüge mitgemacht – insgesamt acht Stück. Trotz der Corona-Situation waren individuelle Landgänge stets möglich, doch wenn man möglichst viel von den Sehenswürdigkeiten sehen will, kommt man an den Ausflügen des Kreuzfahrtanbieters kaum vorbei. Vielfach sind die angelaufenen Häfen kleine Orte, in denen es kaum oder keine Sehenswürdigkeiten gibt, sondern diese weiter weg abseits des Douro liegen. Dort ohne Ausflug hinzukommen ist beschwerlich, da es so gut wie keine lokalen Ausflugsanbieter gibt und auch keine Mietwagenstationen. Selbstverständlich gilt dies nicht für Porto, hier kann man alles individuell erkunden, sofern man das möchte. In Pinhão ist die einzige Sehenswürdigkeit der Bahnhof, der sowieso im Rahmen eines inkludierten Landausflugs besucht wird. Régua ist eine vergleichsweise größere Stadt, die man auch individuell entdecken kann, doch auch hier gibt es nicht viele Sehenswürdigkeiten. Mit dieser Situation muss man sich vor der Reise beschäftigen, um später nicht enttäuscht zu sein. nicko cruises bietet ein Ausflugspaket für derzeit 149€ p.P. an, in dem die von mir beschrieben Ausflüge in Porto (erster Tag), Pinhão, Barca D’Alva (Castelo Rodrigo) und Régua (Lamego) enthalten sind. Lediglich die Ausflüge nach Salamanca und nach Guimarães sind komplett autark zu sehen.
Ich empfand die Landausflüge von nicko cruises durchaus alle als lohnend, auch wenn ich nicht der typische Museumsgänger und Kirchgänger bin, doch insbesondere Kirchen und deren Geschichte machen einen Großteil der portugiesischen Identität und Geschichte aus. Kirchen und Kathedralen gibt es vor Ort wirklich gefühlt hinter jeden Ecke. Größtenteils sind diese wirklich sehenswert und natürlich auch schöne Fotomotive. Angenehm fand ich auch, dass es sich größtenteils um Halbtagesausflüge handelte (naturgemäß durch die Tagespassagen auf dem Douro), somit hat man eine gute Mischung aus Flusstag und Landgang. Nichts desto trotz war mein persönliches Highlight was die Ausflüge betrifft jedoch der nach Salamanca. Die Stadt hat mir ausgesprochen gut gefallen und auch die Zusammenstellung des Ausfluges aus Freizeit und festgelegten Programmpunkten. Ebenfalls besonders lohnend war für mich der Ausflug nach Guimarães, dort hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht, da es einfach sehr angenehm war dort durch die schönen Gassen zu schlendern.
Die Durchführung der Ausflüge empfang ich stets als professionell und unter allen Beteiligten gut eingespielt. Von der Reiseleistung, in diesem Fall eine Deutsche, die seit vielen Jahren in Portugal lebt, gab es stets die passenden Informationen zu Land und Leuten. Mit den Audiogeräten bewaffnet sieht man zwar immer als „typischer Tourist“ aus, was mir eigentlich nicht so gut gefällt, doch natürlich hat dies alles seinen Sinn und Zweck. Besonders war auch, dass die Ausflugsbusse das Schiff von Hafen zu Hafen begleiten und man somit in der Regel immer in den selben Bus steigt, den selben Busfahrer und die selbe Reiseleitung hat. Man kann sich also aufeinander einstellen und es entsteht eine Art familiärer Bezug.
Alle anderen Kreuzfahrtanbieter, die vor Ort operieren, führen übrigens mehr oder weniger die gleichen Ausflüge durch, das bedeutet es gibt keine großen Alternativen.
Alle Crewmitglieder der Douro Serenity waren stets freundlich und sehr bemüht allen Reisenden eine schöne Zeit zu bereiten. Da es auf einem solchen Flusskreuzfahrtschiff naturgemäß nicht so viele Mitarbeitende gibt, entsteht bereits nach kurzer Zeit eine familiäre Atmosphäre und man kann sich aufeinander einstellen. In der Regel kommt man mit Englisch am besten weiter, doch an den wichtigen Stationen Kreuzfahrtleitung und Rezeption kann man auch gut deutsch sprechen. Selbstverständlich verstehen auch alle anderen Crewmitglieder wichtige Schlüsselwörter auf Deutsch oder sprechen sogar ein bisschen deutsch, doch das ist nicht der Standard. Alle Informationen, die an Bord gegeben werden, erfolgen in deutscher Sprache und auch die Schriftstücke wie beispielsweise das Tagesprogramm und die Menü-Karten sind auf deutsch. Teilweise kommt es hier aber zu sprachlichen Fehlern, die mit einfachen Mitteln schnell zu beseitigen wären. Insbesondere bei den Menükarten finden sich immer wieder Fehler, die auch teilweise zu anderen Erwartungen führen, welche Speise man bekommt. Da sich die Menüpläne in der Regel jede Woche wiederholen, wäre es ein leichtes diese einmal korrekt zu verfassen und dann als Standard zu nehmen. Es ist zwar nur eine Kleinigkeit und manchmal führen diese Fehler auch mal zu einem Lacher, doch da der Einband der Menükarte mit den nicko cruises-Logo geprägt ist, erwartet man naturgemäß auch korrektes Deutsch bei einem deutschen Kreuzfahrtanbieter.
Verbesserungswürdig ist in meinen Augen der Barservice. Den Service würde ich als eher zurückhaltend bezeichnen, was zur Folge hat, dass man doch das ein oder andere mal selbst an die Bar geht, um sich ein Getränk zu holen oder einen vorbeigehenden Kellner fragt, ob man etwas bestellen kann. Insbesondere bei der Fahrt über den Douro am Tage bei guten Wetter befinden sich viele Reise auf dem Sonnendeck oder dem Außenbereich des Salons. Leider fand dort der Barservice nur sehr unregelmäßig statt und folgte keinem konkreten Plan. Dem Reisenden geht es im Endeffekt um aufmerksamen Service, der nicht penetrant aber trotzdem präsent ist. Für das Unternehmen geht es hierbei um Umsatz – es sei denn man hat ein Getränkepaket, doch hat man dieses, so hat man ja bereits vorab eine gewisse Leistung gebucht. Es ist also Luft nach oben was den Barservice betrifft. Alle drei Mitarbeiter waren stets freundlich und haben die Bestellungen zügig abgearbeitet, doch ein bisschen mehr Präsenz hätte sich gelohnt.
Einer der wichtigsten Punkte an Bord ist selbstverständlich das Essen. Alles in Allem empfand ich die Qualität und Zubereitung der Speisen wirklich gut – natürlich ist das alles Geschmacksache, für mich hat es jedoch gepasst. Man kann also schon sagen, dass ich von der Küche angetan und teilweise auch überrascht vom Geschmack und der Zubereitungsart war. Die Schwachstelle eines jeden Menüs war für mich die Suppe, die eher unaufgeregt und ohne Pfiff daherkam und das Gericht war, das ich immer nachwürzen musste. Ich persönlich hätte mir noch etwas mehr portugiesischen Einschlag in der Küche gewünscht – beispielsweise gab es selbst bei dem portugiesischen Buffet nicht einmal die berühmten Pasteis de Nata, die nun wirklich sehr typisch für Portugal sind. Lediglich bei der Abschiedsveranstaltung gab es diese in Miniatur-Form als eine Form der kleinen Häppchen. Kulinarisch gibt es also noch ein bisschen Luft nach oben, aber der Standard an Bord ist in diesem Segment wirklich hoch.
Leider kam es immer wieder dazu, dass Mitreisenden auf das geltende Hygienekonzept aufmerksam gemacht werden mussten – entweder von Crewmitgliedern oder von anderen Mitreisenden. In den Innenräumen und bei den Busfahrten bestand stets die Pflicht eine Maske zu tragen, solange man keinen Sitzplan eingenommen hat. Dass man die Maske manchmal vergisst, ist menschlich, doch manche haben das auch mit Vorsatz gemacht, was für alle Beteiligten anstehend und respektlos ist. In aller Regel haben Crewmitglieder die Personen darauf hingewiesen, doch auch nicht immer und letztlich muss man sagen sind die Mitarbeitenden an Bord auch keine Ordnungshüter, aber es muss darauf geachtet werden, dass sich alle an die Regeln halten, wie beispielsweise auch das Tragen der Handschuhe am Buffet. Möchte man die Regeln nicht befolgen, so kann man zum aktuellen Zeitpunkt eine solche oder ähnliche Reise nicht antreten – so einfach ist das. Auch im Flugzeug mussten die Flugbegleiter Personen ständig auf das Tragen der Maske aufmerksam machen – letztlich spiegelt dies die aktuelle Gesamtsituation wider, die derzeit u.a. in Deutschland herrscht, weil viele Menschen von den anhaltenden Regeln genervt sind, doch wir befinden uns immer noch in einer Pandemie und besonders da ist gegenseitige Rücksichtnahme schon wichtig.
Die MS Douro Serenity ist ein schönes Kreuzfahrtschiff, das mit all dem ausgestattet ist, das ein modernes Flusskreuzfahrtschiff ausmacht. Über Design lässt sich bekanntlich streiten – für mich ist die Einrichtung etwas zu gediegen und durch die vielen Brauntöne zu dunkel – unter dem Begriff „modern“ unter dem nicko cruises die Douro Serentiy sieht, verstehe ich von dem Einrichtungsstil etwas anderes. Die Außenbemalung des Schiffes ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, da das grau eine Assoziation an ein Militärschiff hervorruft, doch gemäß Angaben von nicko cruises soll das Schiff ab nächstem Jahr in den nicko cruises Farben erstrahlen.
Meiner Meinung nach ist sind Flusskreuzfahrten unterschätzt und haben ein eher eingestaubtes Image. Zum Großteil liegt das zum einen an dem Standard-Klientel, das Flusskreuzfahrten bucht und zum anderen an den wenigen Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord.
Auf der beschriebenen Reise war ich der jüngste Passagier (33) an Bord und wäre unsere Pressegruppe nicht an Bord gewesen, so wäre der Altersschnitt noch deutlich höher gelegen. Selbstverständlich haben ältere Menschen andere Vorstellungen an eine Reise als jüngere Passagiere, doch eine Schnittmenge gibt es natürlich immer. Klar ist auch, dass sich die Anbieter auf die Personengruppen einstellen, die vornehmlich an Bord sind. Das bedeutet jedoch auch, dass es für insbesondere Jüngere nicht besonders attraktiv eine Flusskreuzfahrt zu unternehmen.
Beispielhaft dafür steht das Programm des Bordmusikers bzw. Alleinunterhalters. Die gespielte Musik kann man durchaus als fad und ohne „Pepp“ bezeichnen – Stimmung kam dadurch nicht auf, auch nicht bei den älteren Passagieren. Das Konzept einen Bordmusiker zu haben, der in einer kleinen Ecke sitzt und lustlos auf einem Keyboard spielt oder „auf Play drückt“, ist einfach überholt. Hier wäre eine Modernisierung von Vorteil, um weitere Zielgruppen anzusprechen.
Bei einer Flusskreuzfahrt geht es vornehmlich und die Destinationen und die Landschaft, doch das Bordleben gehört eben auch entscheiden mit dazu.
Um auf meinen Eingangssatz des Fazits zurückzukommen, hatte ich wirklich eine sehr schöne Zeit in Portugal und auf der Douro Serentiy. Viele nette Gespräche mit Mitreisenden und Crewmitgliedern rundeten die Reise ab und machten sie besonders.
Allen, die an schöner Landschaft, Land und Leuten interessiert sind und keinen großen Anspruch auf „Action“ und Abendunterhaltung legen und auch mal etwas „gemütlicher“ unterwegs sein wollen, ist eine solche Flusskreuzfahrt absolut zu empfehlen.