1.630 PS starkes Herz schlägt – für neuen 20-Meter-Seenotkreuzer: Präzisionsarbeit im Spezialschiffbau für Seenotretter: Auf einem neuen 20 Meter langen Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) haben Schiffbauer der Fr. Fassmer-Werft in Berne-Motzen am Dienstag, 27. August 2013, die Hauptmaschine eingesetzt. Die DGzRS wird den Neubau unter der internen Bezeichnung SK 34 nach umfangreicher Erprobung Ende 2013 in Dienst stellen und von der Station List auf Sylt aus in der Nordsee einsetzen.
Im Zuge der ständigen Modernisierung der Rettungsflotte soll SK 34 die zurzeit dort stationierte MINDEN (Baujahr 1985) ersetzen. Über ihren Verbleib ist noch keine Entscheidung gefallen. SK 34 ist der inzwischen vierte Neubau der 20-Meter-Klasse der DGzRS. Die Schwesterschiffe EISWETTE (Baujahr 2009), EUGEN (2009) und THEODOR STORM (2011) sind auf den Stationen Nordstrand, Greifswalder Oie und Büsum erfolgreich im Einsatz. Ein großer Kran hob jetzt die 1.630 PS starke Hauptmaschine an Bord des Seenotkreuzers. In den Folgetagen wird sie auf wenige Hundertstelmillimeter genau vor dem Getriebe ausgerichtet.
Sie wird das bereits zu großen Teilen fertiggestellte Spezialschiff auf 22 Knoten (ca. 41 km/h) beschleunigen. Ein zuvor bereits eingebauter Hilfsdiesel treibt Ruderanlage, Feuerlöschpumpe und Bugstrahlruder an. Sicherheit hat für die DGzRS oberste Priorität: Sollte die Hauptmaschine einmal ausfallen, genügt der Hilfsdiesel, um den Seenotkreuzer sicher in den nächsten Hafen zu steuern. Ein ähnliches System hat sich bereits bei der 19-Meter-Klasse (1969 bis 2003 im Dienst) in härtesten Einsätzen bewährt.
Der neue Seenotkreuzer
Länge über Alles: 19,90 Meter • Breite über Alles: 5,05 Meter • Tiefgang: 1,30 Meter
Geschwindigkeit: 22 Knoten (ca. 41 km/h) • Besatzung: 7/3 Pers. (Stamm/Einsatz)
Antrieb: ein Propeller 1.220 kW/1.630 PS • Verdrängung: 38 Tonnen.
In der für Seenotkreuzer typischen Heckwanne mit Klappheck führt der neue Seenotkreuzer ein leichtes und wendiges Festrumpfschlauchboot mit sich. Es ist bei 4,80 Metern Länge und 40 Zentimetern Tiefgang 30 Knoten (ca. 56 km/h) schnell. Zugunsten des geringen Tiefgangs des Seenotkreuzers (nur 1,30 Meter) hat die DGzRS auf ein größeres und schwereres Tochterboot verzichtet. Dennoch ist das Arbeitsboot ein leistungsfähiges Einsatzmittel zur Assistenz und zum Befahren von Flachwassergebieten.
Trotz der relativ geringen Größe dieses Seenotkreuzers gibt es viel Platz für die Rettungsarbeiten: Der Behandlungsplatz zur medizinischen Erstversorgung im geräumigen Mehrzweckraum wird umfassend ausgerüstet. Auf ein Wohndeck hat die DGzRS verzichtet. Die Besatzung lebt nicht an Bord, sondern im Stationsgebäude unmittelbar am Liegeplatz. Für längere Seetörns sind im Vorschiff aber eine kleine Messe und eine Schlafmöglichkeit vorhanden. Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS ist auch der jüngste Neubau als Selbstaufrichter konzipiert, wird vollständig aus Aluminium gebaut und ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen aus allen Teilen der Bevölkerung finanziert. Dazu haben die Seenotretter einen ungewöhnlichen Spendenwettbewerb gestartet.